Nachhaltigkeit
Der 1. FC Nürnberg hat mal wieder einen Trainer entlassen. Wie so häufig in der Vergangenheit. Nach Michael Wiesinger und Gertjan Verbeek hat es nun, nach nur 133 Tagen im Amt, Valerien Ismael erwischt. Ein Gedanke über Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit. Eine Wortschöpfung, die gerade im Fußball oft bemüht wird. Der Begriff beschreibt eine Arbeitsweise, die als konstant und langlebig definiert wird. Ursprünglich stammt „Nachhaltigkeit“ vom Verb „nachhalten“, was soviel heißt wie „längere Zeit andauern oder bleiben“. Für Valerien Ismael dagegen ist die Zeit in Nürnberg schon abgelaufen. Er durfte nicht länger Trainer der Franken bleiben. Nach dem Duo Michael Wiesinger / Armin Reutershahn und dem kauzigen Niederländer Gertjan Verbeek gelang es auch dem Trainernovizen Ismael nicht, den Verein über eine Saison hinweg zu betreuen und zu stabilisieren. So hat der Club in nicht mal zwei Jahren bereits drei Trainer verschlissen.
Hecking der letzte Beweis für „Nachhaltigkeit“
Noch im März dieses Jahres gab Sportdirektor Martin Bader dem Internetportal Spox.com ein Interview, in dem er davon sprach, wie „nachhaltig“ in Nürnberg gearbeitet wird. Dabei warf er indirekt Außenstehenden vor, die „Nachhaltigkeit“ im Verein nicht immer zu erkennen. Er sprach von „nachhaltiger“ Wirtschaftlichkeit und dem Spagat, es den Fans gleichzeitig recht machen zu müssen. Die wünschen sich jedoch im Moment vor allem eines: Ruhe und einen vernünftigen Neuaufbau, womöglich sogar ohne den Sportdirektor, der mehr und mehr in der Kritik steht.
Seit dem Abgang von Dieter Hecking in der Winterpause der Saison 2012/13 zum damaligen Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg gelang es keinem der nachfolgenden Übungsleiter, den Club in ruhigem Fahrwasser zu halten. Hecking war drei Jahre im Amt, hielt den Verein 2010 erst über die Relegation in der Liga, wurde in den darauf folgenden Spielzeiten einmal Sechster (2011) und einmal Zehnter (2012). Nach seinem Wechsel in die Autostadt wurde der damalige Amateur-Trainer Michael Wiesinger als Cheftrainer installiert, nach acht sieglosen Spielen zu Beginn der Saison 13/14 aber bereits wieder entlassen. Dessen Nachfolger war Gertjan Verbeek, der aber auch nur bis April 2014 im Amt verblieb. Drei Spieltage vor Saisonschluss übernahm der ehemalige U23-Trainer Roger Prinzen. Der Verein stieg trotzdem ab.
Zu hohe Anforderungen an Trainer und Kader
Valerien Ismael war so etwas wie ein Versprechen. Als Meister der Regionalliga Nord mit der U23 vom VfL Wolfsburg scheiterte der Franzose nur knapp am Aufstieg in die dritte Liga gegen die SG Sonnenhof-Großaspach (0:0, 0:1). Seine Vorstellung als Trainer bei den Franken war mit dem Wunsch des direkten Wiederaufstiegs verbunden. Bereits nach wenigen Spieltagen war dieser Traum schon wieder ausgeträumt. Zu viele Niederlagen zu Beginn der Saison ließen im Umfeld Zweifel an der Tauglichkeit für das Aufstiegsrennen aufkommen. Vor wenigen Wochen ruderte dann auch der Vorstand zurück, es wurde nur noch von einer Übergangssaison gesprochen. Auch, um Druck vom Trainer und der Mannschaft zu nehmen. Die erste Reaktion war positiv, der Club holte vom achten bis zum zehnten Spieltag sieben Punkte aus drei Spielen, dabei zwei Heimsiege gegen Kaiserslautern und Leipzig. Ein Strohfeuer, wie sich herausstellen sollte. Aus den letzten drei Spielen holten die Franken lediglich noch einen Punkt.
Im Zentrum der Kritik stand aber weniger Ismael selbst, als vielmehr Martin Bader. Dessen Transferplanungen waren aus Sicht vieler Fans von Anfang an mit der überzogenen Erwartungshaltung nicht in Einklang zu bringen. Einem nicht aufstiegsreifen Kader mit dem Saisonziel Aufstieg zu konfrontieren, konnte nur schief gehen. Folgerichtig wurde das Saisonziel nach unten korrigiert, mehr Geduld gab es trotzdem nicht, obwohl Valerien Ismael der Wunschkandidat auf den Trainerposten von Martin Bader war. Auffällig ist dabei auch, wie trotz des Geredes von „Nachhaltigkeit“ die Zeit der Trainer in Nürnberg immer kürzer wurde. Wiesinger und Reutershahn hatten zehn Monate Zeit, Verbeek war sechs Monate angestellt, Ismael war nun lediglich vier Monate im Amt.
Das Risiko, mit dem gebürtigen Franzosen einen Trainerneuling an die Seite zu stellen, war bewusst gewählt worden. Man wollte frische Kräfte auf der Trainerbank, etwas Unverbrauchtes, einen jungen Mann mit Ideen. Dieser Weg hat nun nach nur 133 Tagen bereits schon wieder sein Ende gefunden. Dabei ist das Einzige, was in Nürnberg „nachhaltig“ ist, die andauernden Entlassungen und immer gleichen Entschuldigungen, warum es nicht geklappt hat.
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